Jori Villiger absolviert eine Integra-Ausbildung. Das ist eine komprimierte Informatikausbildung, die Berufslehre und Studium an der Berner Fachhochschule verbindet. Im Gespräch erklärt der junge Mann aus dem Aargau das Ausbildungsmodell näher und sagt, wie er seinen Lernalltag erlebt.
Herr Villiger, was genau muss man sich unter einer Integra-Ausbildung vorstellen?
Integra ist ein sogenanntes Berufsstudium und ermöglicht Lernenden, die vierjährige Lehre als Informatiker/in EFZ mit Fachrichtung Applikationsrichtung und das vierjährige Studium Bachelor of Science Informatik FH in insgesamt sieben Jahren zu absolvieren. Die ersten drei Ausbildungsjahre sind mehr oder weniger für die Lehre vorgesehen, ab dem vierten Lehrjahr läuhttps://www.bbb.bkd.be.ch/de/start/hintergrund/integra-ausbildung.htmlft es dann doppelspurig. Einerseits absolvieren die Lernenden die letzten noch ausstehenden Elemente der Lehre, andererseits studieren sie bereits an der Berner Fachhochschule.
Genau in diesem vierten Ausbildungsjahr befinden Sie sich zurzeit. Was haben Sie bereits abgeschlossen? Was liegt noch vor Ihnen?
Abgeschlossen habe ich zum einen die schulische Ausbildung der Informatiklehre und zum anderen die BM 1, also die integrierte Berufsmaturität. Vor mir liegen noch die individuelle praktische Arbeit (IPA), die Praxisarbeiten sowie das Qualifikationsverfahren. Und natürlich das Teilzeit-Fachhochschulstudium und die Arbeit im Betrieb. Letztere ab dem fünften Ausbildungsjahr mit neuem Arbeitsvertrag, weil ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Lernender, sondern regulärer Mitarbeiter sein werde.
Weshalb haben Sie sich seinerzeit für diese Ausbildung entschieden?
Mir war damals bereits klar, dass ich später studieren möchte. Da mir Informatik sehr gut gefällt und ich gerne auch praktisch arbeite, entschied ich mich nach der Schulzeit für eine Lehre als Informatiker bei der Swisscom. Nach einem halben Jahr machte mich meine Berufsbildnerin auf Integra aufmerksam. Ich dachte mir: Wieso eigentlich nicht? Zumal ich mich in keiner Weise verpflichten musste, mich nach den ersten drei Lehrjahren als Student immatrikulieren zu lassen. Ich hatte also nichts zu verlieren und sagte zu.
Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Meine Halbzeitbilanz fällt positiv aus. Ich hatte erwartet, dass es anstrengender und zeitaufwendiger wäre, um alles zu bewältigen. Unterschätzt habe ich hingegen den psychischen Stress, weil man in der Summe mehr auf dem Buckel hat und sich um alles kümmern muss. Das Hin und Her zwischen den Lernorten ist anspruchsvoll. Im zweiten Lehrjahr war die Belastung am grössten. In dieser Phase der Ausbildung hatten wir drei Tage pro Woche Schule. Das war mir oft zu viel. Der praktische Teil der Ausbildung fehlte mir sehr.
Welches sind in Ihren Augen die Vorteile dieses Ausbildungsmodells?
Mir kommt entgegen, dass mir das Teilzeit-Studium weiterhin einen gewissen Praxisbezug bietet. Und ich sehe die Integra-Ausbildung auch als eine Art Herausforderung. Ich möchte wissen, ob ich fähig bin, das alles zu schaffen. Weil ich mich gerne selbst herausfordere, mag ich diese Challenge.
Welche Anforderungen stellt Integra an die Teilnehmenden und an die jeweiligen Lehrbetriebe?
Es kommt – wie gesagt – vieles auf einen zu. Daher sollte man motiviert, leistungswillig und flexibel sein sowie über Durchhaltevermögen und gute schulische Leistungen verfügen. Der Lehrbetrieb wiederum muss gut planen, weil Integra-Lernende phasenweise wenig im Betrieb sind. Im zweiten Lehrjahr sind sie drei Tage pro Woche weg. Allerdings gleicht sich das im Verlauf der Ausbildung wieder aus. Ich bin froh, dass die Swisscom mir diese Ausbildung ermöglicht und fühle mich optimal betreut und unterstützt.
Ursprünglich publiziert auf www.bbb.bkd.be.ch/de/start/hintergrund/integra-ausbildung.html